Posted by: Chantasaro
« on: July 31, 2014, 12:13:23 PM »Heisst das (ich habe mich von allen Büchern abgewendet), dass Sie nun ihre eigenen Interpretationen entwickeln wollen?
Nein, das heisst, dass ich den Dhamma in mir finde und zwar ohne jegliche sprachliche Veränderung und Interpretation. Und es heisst, dass ich nicht mehr die Bücher als in Stein gemeisselte Worte des erhabenen Buddha ansehe. Da sind zu viele "Fehler" drin und dann besteht ja immer die Gefahr, dass ich den Text nicht im Sinne des Dhammas verstehe, sondern nur so, wie ich ihn verstehe. Folglich ist so ein Text nur ein Text und bleibt solange nur ein Text, bis ich den Inhalt verwirklicht habe. Erst ab diesem Zeitpunkt wird der Text etwas besonderes.
Ich habe ja schon ein paar Mal darauf hingewiesen, dass auf die Texte keinen verlass ist, solange man sie nicht überprüft hat. Wenn wir alleine das Wort Dukkha als suffering und als Leiden übersetzt anschauen, dann werden wir die erste edle Wahrheit nie verstehen. Solche Übersetzungsprobleme ziehen sich durch den ganzen Palikanon (inkl. Vinaya).
Darum hänge ich nicht an Bücher und Texten, darauf ist kein Verlass. Hängen tu ich am Buddho, am Atem und am Körper als Meditationsobjekte und an Sīla, an Paññā und an Samādhi als Gehhilfen. Das ist der Weg, der zu Einsicht führt.