Virtual Dhamma-Vinaya Vihara

WELCOME! & general infomations - [Einführung u. generelle Informationen] (janitta) => Rejoice with others & sharing merits - [Mitfreude und teilen von Verdiensten] pattanumodana & pattidana => Topic started by: Chantasaro on May 26, 2014, 08:32:58 AM

Title: Heutige Praxis
Post by: Chantasaro on May 26, 2014, 08:32:58 AM
Werte Dhammafreundinnen und Dhammafreunde

Seit meiner zweiten Ordination führe ich eine Art Tagebuch. Der buddhistische Tag beginnt ja mit dem Hellwerden. Dann gehen wir auf Allmosenrunde, danach Essen putzen und reinigen wir. Dann beginnt meine individuelle Praxis mit einem Eintrag in mein Tagebuch. Darin schreibe ich kurz, oft ist es nur ein Wort, mit welchem Thema ich mich an diesem Tag beschäftigen werde.

Vorausgesetzt, es geschieht nichts Aussergewöhnliches, dann bleibe ich bei diesem Thema. Wenn aber gerade eine tolle Gelegenheit da ist, zum Beispiel Dukkha besser kennen zu lernen, dann schweife ich vom Thema ab. Am Abend, bevor ich mich niederlege, ziehe ich ein kurzes Fazit.

Nun habe ich mir gedacht, ich könnte ein paar Minuten mehr investieren und Euch an diesem Tagebuch teilhaben lassen. Vielleicht ist es jemandem eine Inspiration und sei es auch nur, dass sie oder er auf eine ganz andere Idee kommt.

Bitte fühlt Euch frei, mir mitzuteilen, was auch immer Euch auffällt, in den Sinn kommt, ....

Lasset und freuen und mitfreuen!
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Chantasaro on May 26, 2014, 08:42:37 AM
26.05.2014

Wir waren zum Essen in ein Haus eingeladen. Am Boden liegt ein alter Mann, krank und so schwach, dass er sich nicht mal mit Hilfe aufsetzen kann.

Wir Mönche rezitieren Texte, die dem Mann Kraft und anderes wiedergeben sollen. Wir stellen auch geweihtes Wasser her und gegen Ende der Rezitation, wird dem Mann ein weisses Tuch über den ganzen Körper gelegt. Erst richtet man ihn so aus, dass er gegen Osten schaut, dann dreht man ihn um 180 Grad gegen Westen (in Thailand dürfen Lebende sich nie so hinlegen, dass sie gegen Osten schauen -> Kopf im Westen, Füsse im Osten, weil dies nur Tote tun.

Ich erzähle Euch sicher kein Geheimnis, dass durch Leben in Reinheit und dem Citta-Bhāvanā Kräfte generiert werden, die man mit dem Verstand nicht ergreifen kann.

Während wir rezitieren erkenne ich, wie mir ein Gedanke im Geiste aufsteigt. Es ist eine Frage und die lautet:
"Du tust Kamma. Welche Art von Kamma tust Du gerade jetzt?"

Ich nehme die Frage mit in meine heutige Praxis.
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Kusaladhamma on May 26, 2014, 12:31:07 PM
Danke fürs teilen!

Quote
wird dem Mann ein weisses Tuch über den ganzen Körper gelegt. Erst richtet man ihn so aus, dass er gegen Osten schaut, dann dreht man ihn um 180 Grad gegen Westen (in Thailand dürfen Lebende sich nie so hinlegen, dass sie gegen Osten schauen -> Kopf im Westen, Füsse im Osten, weil dies nur Tote tun.

Das dies Thailändischer Aberglaube ist, darüber brauchen wir wohl nicht zu reden.
In den Sutten findet man zumindest nichts dergleichen.

Quote
D.N. 16.4.7 Die letzte Nachtruhe (http://palikanon.com/digha/d16_4.htm#16.4.7)

Alsbald ist nun der Erhabene, von einer zahlreichen Jüngerschaft begleitet, nach dem Bette der Kakudhā herabgestiegen und, dort angelangt, in die rauschenden Gewässer eingetaucht, hat gebadet und getrunken, ist dann wieder ans Ufer zurückgekehrt und nach einem Mangowäldchen hingegangen. Dort eingetreten hat der Erhabene sich an den ehrwürdigen Cundako gewandt:

«Sei so lieb, Cundako, und spreite mir den Mantel vierfach gefaltet auf: ich bin müde, Cundako, und möchte mich hinlegen.»

«Wohl, o Herr», sagte da gehorsam der ehrwürdige Cundako zum Erhabenen; und er spreitete den Mantel vierfach gefaltet auf. Da hat denn der Erhabene sich auf die rechte Seite wie der Löwe hingelegt, einen Fuß über dem anderen, klar bewußt, der Zeit des Aufstehns gewärtig. Der ehrwürdige Cundako aber setzte sich ebenda vor den Erhabenen hin.
 

Quote
"Du tust Kamma. Welche Art von Kamma tust Du gerade jetzt?"

Das kommt darauf an, mit welcher Geisteshaltung Du diese Zeremonie durchgeführt hast.
Und da gibt es ja einige "Fallstricke"
Da hilft nur die (nüchterne) meditative Rückreflexion.

 _/\_
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Dhammañāṇa on May 26, 2014, 12:46:18 PM
Schoene idee! Danke fuers teilhaben und das man immer mehr zuruek bekommt ist unuebersehbar wenn man sieht.

Diese richtungssache wurde von buddha auch stets eingehalten. Blick nach osten, fuesse im norden. Blick ricktung sonnenaufgang, geburt.

Mehr ueber diese richtungsdinge findet man in der indischen energetik. Eingang im norden bzw. Osten... Diese dinge findet man auch in manchen sutten.

Das khmer-wort fuer norden ist das selbe wie fuesse und osten wie geburt.
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Kusaladhamma on May 26, 2014, 12:58:03 PM
Quote
Diese dinge findet man auch in manchen sutten.

Kannst Du da bitte mal was benennen?
Mir fällt da nämlich gar nichts ein.

Ich lasse mich gerne belehren. Bin ich doch (leider) nicht allwissend.  :-\

 _/\_
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Dhammañāṇa on May 26, 2014, 01:01:52 PM
Zu den himmelsrichtungen und eingang faellt mir die bestattunszerimonie fuer buddha ein.
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Kusaladhamma on May 26, 2014, 01:25:07 PM
Quote
Zu den himmelsrichtungen und eingang faellt mir die bestattunszerimonie fuer buddha ein.

D.N.16.6.13 Die Ehrung des Leichnams  (http://palikanon.com/digha/d16_6.htm#f52)

Da ging es ja ziemlich durcheinander. Mal von Süden, dann Norden usw.

Aus dem Kommentar dazu:
 
Quote
Der Leichenzug durch das nördliche Tor gilt für Tote aus der Kriegerkaste: dies hatten die Maller nicht beachtet, daher sie an diese alte Sitte - die übrigens noch heute eingehalten wird - zu erinnern waren. Der Westen ist dem Priester, der Osten dem Bürger, der Süden dem Bauer bestimmt.

Anyway.

Die meisten Menschen brauchen Rituale. Und wenn es hilft, auch gut.

Aber für sich selber, wäre es vielleicht gut so manches zu hinterfragen,
möchte man doch auf Dauer frei werden von dem Anhangen an Riten und Rituale.

 _/\_
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Dhammañāṇa on May 26, 2014, 01:47:59 PM
Mit sati ist das alles kein thema und dennoch bleiben so dinge wie " auf die rechte seite" und ander anatomiebedingtheiten die es leichter machen. Erst mal die regeln und rieten um samma sati zu gwinnen ist vielleich wichtiger als das boot vor dem losfahren zu versenken.

Keine frage ranken sich viele geschichten um die richtungen. Die liebste ist mir diese http://forum.sangham.net/index.php/page,6.html , in jeder richtung.

Satravastu heist diese energetik glaube ich. Spielt natuerlich auch nur fuer feinere wahrnehmung eine rolle und fuer noch feinere keine mehr.

/me als derzeitiger offtopic erzeuger koenig hier vielleicht eine idee zum futterplatzthema des ehrw. Sobald da ergreifen aufkommt vielleicht ein neues thema machen, z.b bedeutung himmelsrichtungen im dhamma, um das thema hier nicht zu sehr zu veruntrueben. (Um die aramika etwas zu stressen  :) )
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Chantasaro on May 26, 2014, 02:16:25 PM

Das dies Thailändischer Aberglaube ist, darüber brauchen wir wohl nicht zu reden.

Nein, das ist klar.

Aber es kann helfen und genau das ist der Haken.


Das kommt darauf an, mit welcher Geisteshaltung Du diese Zeremonie durchgeführt hast.
Und da gibt es ja einige "Fallstricke"

Ich bin Schweizer und wir sind langsam. Und von allen Schweizern, gehöre ich zu den langsamsten ... bis auf die gedankliche Aktivität, dort kann es manchmal ganz schön rattern, quitschen und turbulent zu und her gehen. Aber wenn ich im Rhythmus bin und darauf achte, Sati und Samadhi hoch zu halten, wenn ich wie heute ins Dorf gehe, dann tue ich körperlich nix falsches. Sprachlich sowieso nicht, denn ausser rezitieren spreche ich bei solchen Zeremonien nicht. Bleibt also noch die gedankliche Aktivität.

Da ich um die Kraft der Gedanken im feinstofflichen Bereich weiss, weiss ich natürlich auch, dass dies heute früh nicht nur ein nichts sagendes Ritual war. Und jetzt komme ich zu dem Haken, den ich oben angesprochen habe.

Wenn ich in bester Absicht handle, dann beruht diese beste Absicht auf der rechten Anschauung, die ich mir bis heute erarbeitet habe. Gut gemeint ist aber nicht immer gut getan. Das hat bei mir einen ganz konkreten Hintergrund. Nach dem Studium wollte ich noch ein Studium anhängen und Arzt werden. Jedenfalls habe ich an diese Möglichkeit gedacht. In dieser Phase war ich in Thailand und habe in einem Krankenhaus auf dem Land zugeschaut, wie sie versuchten, einen ertrunkenen kleinen Jungen wieder zu beleben. Für mich war das ein sehr tiefgehendes Erlebnis. Wer wünscht sich schon nicht die Macht zu haben, anderen Menschen helfen zu können. Aber dann überlegte ich mir, dass da ein Mensch an Maschinen angeschlossen werden muss, weil er sonst stirbt. Und ich konnte nicht erkennen, ob dies ethisch klug oder unklug ist. Wer gibt den Menschen das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden.

Das Thema ist also schon älter, mehrfach vor und zurück durchdacht, gewendet, umgedreht. Eine Lösung aber noch nicht in Sicht.
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Kusaladhamma on May 26, 2014, 02:30:10 PM
Aus meiner Erfahrung hilft da nur einen Break zu machen, die Gedanken/Überlegungen ruhen zu lassen und nur zu beobachten (Satipaṭṭhāna).
Immer und immer wieder.


 _/\_
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Kusaladhamma on May 26, 2014, 03:46:13 PM
Was mir noch zum Thema einfällt.

Rituale sind für Menschen die noch ein dickes Geländer benötigen, die noch voll im Weltlichen verwurzelt sind.
Da ist nichts verwerfliches dran.

Ich spreche jetzt nicht von Höflichkeitformen wie "sich seitlich niederlassen"

Was hat der Buddha (als unser Vorbild) getan, wenn er auf z. B. Krankenbesuch ging?

Hat er Paritas rezitiert?

Hier (http://www.satinanda.de/thema-02/girimananda.htm) mal das Girimānandasuttaṃ mit Erklärungen. Wie ich finde, ein gutes Beispiel für einen Krankenbesuch.

In diesem Fall wurde Ananda vom Erhabenen beauftragt den Besuch zu machen. Er sagte ihm aber, was er Girimānanda zu sagen hat.

Ähnliche Belehrungen an Kranke (auch Laien) durch den Buddha gibt es einige.

 _/\_
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Chantasaro on May 26, 2014, 04:52:47 PM
Aus meiner Erfahrung hilft da nur einen Break zu machen, die Gedanken/Überlegungen ruhen zu lassen und nur zu beobachten (Satipaṭṭhāna).

 :D , die Strategie nenne ich Vanish Oxi Action. Und manchmal funktioniert sie wunderbar.

Nur ist die Frage, wie lange ich daran herumkaue, bis ich entschliesse, es ruhen zu lassen. Avijjā meint schon nach wenigen Minuten, der Zeitpunkt sei gekommen :D .

Darum nehme ich mir solche Tagesaufgaben mit in die Praxis. Da kann ich ausserhalb der formellen Meditation sehr gut daran herumstudieren und Avijjā hat keine Chance, zumindest auf diesem Weg nicht. Irgendwie schützt mich diese flexible Sturheit / flexible Konsequenz auch vor der Faulheit, die mich befallen könnte und gleichzeitig vor der Umtriebigkeit. Ist ja auch alles Avijjā, wenn man genau hinschaut.

Also, ich behalte das Thema bis Sonnenaufgang im Kopf und gezielt vor dem geistigen Auge.

Vielen Dank für die Inspirationen, sie sind mir eine tolle Hilfe, mein Blickwinkel neu auszurichten.

 _/\_ _/\_ _/\_
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Chantasaro on May 27, 2014, 02:53:56 AM
Guten Morgen Dhammafreunde

Zu meiner Frage, ob und wie ich dem alten, kranken Mann helfe oder nicht, hatte ich bis Gestern eine neutrale Haltung. Diese speziellen Rituale und Rezitationen habe ich bisher immer im Sinne von:

"Möge meine Teilnahme ganz im Sinne des Dhamma sein und wirken."

mitgemacht. Während ich früher als Laie, bewusst Energie hab fliessen lassen, tue ich das seit meiner Ordination nicht mehr. Eben weil ich unsicher war, ob dies mit dem Dhamma so in Einklang steht, dass ich mir mein Ziel nicht verbaue. Schliesslich soll neues Bhāva "verhindert" werden.

Meine Kontemplation hat mich sicherlich weitergebracht, aber ich habe noch keine Resultate erarbeitet, auf denen ich aufbauen kann.
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Sophorn on May 27, 2014, 03:52:38 AM
 _/\_ _/\_ _/\_

Danke fürs Teilhaben lassen.

 _/\_ _/\_ _/\_
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Chantasaro on May 29, 2014, 04:08:12 AM
Bis zum Hellwerden in ca. einer Stunde und 15 Minuten ist ja noch Uposatha.

In der thailändischen Waldtradition immer ein Tag der intensiven Praxis und anstatt volle vier Stunden zu schlafen, enthalte ich mich dem Schlafen. Eine weise Technik, dem Geist zu helfen, zur Ruhe zu kommen.

Der Mann, von dem ich im ersten Beispiel gesprochen habe, ist vor 20 Stunden gestorben. Als ich das erfuhr schoss mir folgender Gedanke durch den Kopf:

"Dann hat das Ritual also nicht geholfen."

Und wie es so ist, entsteht manchmal eine ganze Gedankenkette. Mir ist es gelungen, diese mitzuverfolgen und am Schluss lag die Lösung auf dem goldenen Serviertablett. Vanish Oxy Action hat ganze Arbeit geleistet und Kusala (jetzt neu Anagarika Kusaladhamma) hat tatkräftig mitgeholfen, Anumodana.

Intuitiv habe ich richtig entschieden, dass ich bei der Zeremonie neutral rezitiert und keine Energien fliessen lassen habe. Im zitierten Text von Kusaladhamma geht klar hervor, dass Buddha seine Kräfte nicht einsetzt, sondern "nur" seine Worte und es dem kranken Mönch überlässt, die heilsamen Worte als das zu verstehen, oder nicht.

Als Reminder könnte man es auch soweit verkürzen zu sagen:

"Pfusch anderen nicht in ihr Kamma und Vipāka."

Möget ihr für Eure Unterstützung Glück und Weisheit erfahren!
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Harry on May 29, 2014, 04:38:42 AM
 _/\_ _/\_ _/\_

Liebe, Glück, Zufriedenheit und Harmonie für den verstorbenen in seinem nächsten Leben  _/\_

Chantasaro:
"Intuitiv habe ich richtig entschieden, dass ich bei der Zeremonie neutral rezitiert und keine Energien fliessen lassen habe. Im zitierten Text von Kusaladhamma geht klar hervor, dass Buddha seine Kräfte nicht einsetzt, sondern "nur" seine Worte und es dem kranken Mönch überlässt, die heilsamen Worte als das zu verstehen, oder nicht.

Als Reminder könnte man es auch soweit verkürzen zu sagen:

"Pfusch anderen nicht in ihr Kamma und Vipāka." "
.......................
Selbst wenn du Energien fliessen lassen hättest, wäre es dann nicht so das wenn es so sein soll das er stirbt dann stirbt er. Und deine Energien hätten dann da sowieso keine Wirkung gehabt.? Wie gesagt,Kamma ist Kamma ob man Energie fliessen lässt oder nicht. Es hätte halt in dem Moment keine Wirkung.
.......................

Chantasaro:
"In der thailändischen Waldtradition immer ein Tag der intensiven Praxis und anstatt volle vier Stunden zu schlafen, enthalte ich mich dem Schlafen. Eine weise Technik, dem Geist zu helfen, zur Ruhe zu kommen."
.......................

Das kenne ich auch. Wenn ich in früheren Zeiten zu viel Denken hatte das ausser Kontrolle geraden ist und selbst bei bester Meditation nicht zu verringern war (z.b. in schweren Zeiten) dann hatte ich mir auch Schlafentzug auferlegt damit der geist zur Ruhe kam. Eine gute kurzfristige Methode.
Aber kannst du den Alltag eines Mönchs noch meistern?

Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Chantasaro on May 29, 2014, 07:33:41 AM
@ Stille

.... wäre es dann nicht so das wenn es so sein soll das er stirbt dann stirbt er. Und deine Energien hätten dann da sowieso keine Wirkung gehabt.?

Das weiss ich nicht.

Wenn ich in früheren Zeiten zu viel Denken hatte das ausser Kontrolle geraden ist und selbst bei bester Meditation nicht zu verringern war (z.b. in schweren Zeiten) dann hatte ich mir auch Schlafentzug auferlegt damit der geist zur Ruhe kam. Eine gute kurzfristige Methode.

Ja, dazu ist Schlafentzug eine gute Methode. Für mich bedeutet das aber auch Enthaltung und in dem Sinne begehe ich den Uposatha.

Weil Du den Schlafentzug auch als Werkzeug in der Meditation erwähnst, möchte ich noch etwas anfügen. Mal davon ausgehend, dass sich der Geist gerne und auch alleine zur Ruhe setzt, wenn wir ihm helfen, dann muss man nicht nur mit Werkzeugen der feinen "Gewalt" arbeiten. Es gelingt mir durchaus auch mal, auf die Bedürfnisse und die gegenwärtige Kondition des Geistes einzugehen. Er denkt grad gerne, also wird Vipassanā gemacht und wenn er nicht mehr denken will, dann wechsle ich zu Samādhi.

Aber kannst du den Alltag eines Mönchs noch meistern?

Aus was zielst Du ab?
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Harry on May 29, 2014, 07:11:34 PM
 _/\_ _/\_ _/\_

Zitat von: stille am Mai 28, 2014, 11:38:42 Nachmittag

Aber kannst du den Alltag eines Mönchs noch meistern?



Aus was zielst Du ab?
...........................


Ich meinte damit wenn du dann keinen schlaf hattest b.z.w. übermüdet bist.

Danke für deine antworten.

 _/\_ _/\_ _/\_
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Chantasaro on May 29, 2014, 08:03:10 PM
Ahhhh, jetzt verstehe ich.

Heute war es durchzogen. Almosengang, Essen und Reinigung sind kein Problem, da ist der Körper ja in Bewegung. Wenn ich sitzend meditiere und ich drohe einzuschlafen, wasche ich mein Gesicht mit kaltem Wasser, oder öffne die Augen oder wenn es gar nicht mehr geht, mache ich halt Gehmeditation.

Ich war aber auch schon körperlich am Ende, so dass ich mich für eine Stunde hinlegen musste. Ich bin mir da jeweils aber nicht so sicher, ob nicht Avijja ihre Finger im Spiel hatte. Die kann manchmal echt raffiniert auftreten und ehe man sich versieht, hat sie einem aufs Kreuz gelegt.

Am Nachmittag arbeiten wir zu Gunsten der Gemeinschaft. Etwas ist ja immer defekt, schmutzig und Laub fällt in Thailand das ganze Jahr über. Das ist dann meine Zeit für Kontemplation oder ich höre mir ein Dhammalehrgespräch an.

Gestern und heute sind zwei Dorfbewohner gestorben. Da waren wir heute gegen Abend in beiden Häusern zu Rezitieren eingeladen. Genau da wird es "gefährlich". Die meisten Palitexte kann ich "im Schlaf" und wenn ich nicht aufpasse, sinkt die Sati so tief, dass ich wirklich anfange einzunicken. In der Situation kommt mir immer mein Dasein als Student in Sinn. Oh Mann habe ich manchmal gekämpft und gekämpft und bin trotzdem eingeschlafen :D .

Andererseits habe ich festgestellt, dass ich mit der Rezitation ein qualitativ gutes Samādhi hinbekomme, dann ist genügend Power vorhanden und die Post kann abgehen.
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Harry on May 29, 2014, 08:13:45 PM
Ahhhh, jetzt verstehe ich.

Heute war es durchzogen. Almosengang, Essen und Reinigung sind kein Problem, da ist der Körper ja in Bewegung. Wenn ich sitzend meditiere und ich drohe einzuschlafen, wasche ich mein Gesicht mit kaltem Wasser, oder öffne die Augen oder wenn es gar nicht mehr geht, mache ich halt Gehmeditation.

Ich war aber auch schon körperlich am Ende, so dass ich mich für eine Stunde hinlegen musste. Ich bin mir da jeweils aber nicht so sicher, ob nicht Avijja ihre Finger im Spiel hatte. Die kann manchmal echt raffiniert auftreten und ehe man sich versieht, hat sie einem aufs Kreuz gelegt.

Am Nachmittag arbeiten wir zu Gunsten der Gemeinschaft. Etwas ist ja immer defekt, schmutzig und Laub fällt in Thailand das ganze Jahr über. Das ist dann meine Zeit für Kontemplation oder ich höre mir ein Dhammalehrgespräch an.

Gestern und heute sind zwei Dorfbewohner gestorben. Da waren wir heute gegen Abend in beiden Häusern zu Rezitieren eingeladen. Genau da wird es "gefährlich". Die meisten Palitexte kann ich "im Schlaf" und wenn ich nicht aufpasse, sinkt die Sati so tief, dass ich wirklich anfange einzunicken. In der Situation kommt mir immer mein Dasein als Student in Sinn. Oh Mann habe ich manchmal gekämpft und gekämpft und bin trotzdem eingeschlafen :D .

Andererseits habe ich festgestellt, dass ich mit der Rezitation ein qualitativ gutes Samādhi hinbekomme, dann ist genügend Power vorhanden und die Post kann abgehen.
................................

 _/\_    _/\_    _/\_     :D  Sadhu!
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Chantasaro on June 10, 2014, 06:48:29 PM
Eines meiner Prinzipien, die ich in meiner Persönlichkeitsschulung seit meiner Jugend einsetze ist, dass ich mich selbst immer als Anfänger bezeichne. Nun kann diese Ansicht ja auch dünkelhaft sein. War es für mich aber nie. Ich ging halt intuitiv davon aus, dass ich immer von vorne anfange und so ein Wachstum überhaupt erst möglich ist.

Seit ein paar Tagen widme ich mich wiedermal dem Thema Kamma und Vipāka. Und wie immer, habe ich als Anfänger von vorne begonnen, mir selbst erklärt, was das überhaupt ist, wie und wo und warum. Ihr kennt das, Stichwort Yoniso Manasikāra. Heute nach der Arbeit hatte ich das Bedürfnis, eine Drittmeinung einzuholen. Sofort dachte ich an Tan Ajahn Jayasaro. Deshalb habe ich einen seiner Youtubevideos zum Thema Kamma gestartet und was sagt er:

"Hege nie die Ansicht, Du seist ein Experte."  :D Diese Aussage hat mich sehr gefreut.

Das von vorne Anfangen scheint mir auch eine wichtige Grundeinstellung in der buddhistischen Praxis zu sein. Zum Beispiel wenn ich formell im Sitzen meditiere. Ich gehe dann immer mit Achtsamkeit vom Scheitel bis zur Sohle durch meinen Körper und entspanne sämtliche Partien. Wenn ein Muskel schon entspannt ist, dann spanne ich ihn kurz und lasse los.

Zurück zu Kamma und Vipāka. Wir Westler scheinen mit dieser Teillehre unsere liebe Mühe zu haben. Das geht sogar soweit, dass einige Dhammalehrer  :o , davon nicht wissen wollen. Die Ausrede ist dann immer, dass man Kamma und Vipāka nicht überprüfen kann.

Ohhhh, das sehe ich anders, ganz anders sogar. Für mich ist es die Teillehre, die am einfachsten zu überprüfen ist. Vielleicht darum, weil ich als Psychologe halt diesen Weg wähle und sofort nach Kamma meine Geistes- und Gemütsverfassung (Vipāka) untersuchen kann. Es ergibt sich immer das selbe Ergebnis, unheilsames Kamma lässt mein Gemüt in einen der niederen Daseinsbereiche wiedergeboren werden, heilsames Kamma zeigt sich als himmlische Gemütsverfassung.

Gerade bei den zwei angesprochenen Themen (Kamma und Wiedergeburt) brauche ich nicht auf mein nächstes Leben zu warten, das kann ich im Hier&Jetzt wunderbar überprüfen. Nehme ich dann noch Anattā und Paticca-Samuppāda dazu, habe ich (fast) alles, was die ganze Lehre ausmacht. 
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Chantasaro on June 16, 2014, 07:19:58 PM
Heute möchte ich meine Verdienste speziell mit Euch teilen. Diese Plattform hat in den vergangenen Tagen mitgeholfen, dass mir ein Licht aufgegangen ist. Freude herrscht!

Wer mag, darf gerne an meinen Verdiensten teilhaben, jetzt oder später, ganz wie ihr mögt.
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Kusaladhamma on June 16, 2014, 10:16:49 PM
Anumodana

Jede Menge muditā  :)

 _/\_
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Sophorn on June 17, 2014, 01:43:20 AM
 _/\_ _/\_ _/\_
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Dhammañāṇa on June 18, 2014, 01:30:31 PM
Moegen sie allen lebewesen zu gute kommen.

Anumodana! Mudita.

Moege es sicher und nicht nicht sicher sein.
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Chantasaro on July 23, 2014, 08:50:59 AM
Bitte seht es mir nach, dass ich im Moment ein wenig schreibfaul bin. Mir liegt gerade mehr daran, mündlich zu kommunizieren und das habe ich in den vergangenen Wochen mittels meinen Videos getan.

Die Videos haben auch den Vorteil, dass ich meine Ruhe nicht verlassen muss, indem ich mich mit jemandem unterhalte, noch nicht mal schriftlich. Diese Zurückgezogenheit brauche ich von Zeit zu Zeit, damit ich an ein und derselben Sache dranbleiben kann.

Dieses, sich im Rückzug (Mönch im Kloster) zusätzlich zurückzuziehen (tageweise keine Gemeinschaftsaktivitäten ausführen) haben sich ausgezahlt und sind für mich sehr wertvoll. Im Moment nehme ich mir immer den Tag vor dem Buddhatag frei. Da ich bereits am Vortag die Abendpuja auslasse, komme ich so auf 30 Stunden intensiver und ununterbrochener Meditation.

Da geht dann echt die Post ab. Für mich eine wahre Freude, dass die meisten Mönche mein Vorhaben positiv unterstützen und meine Arbeiten während meiner Auszeiten erledigen. Nur einer begreift nix, aber das ist sein Kamma, nicht meines. Für mich ist sein Kamma ja mein Vipāka und da eine Handlung die gleiche Wirkung erzeugt kann ich mich trotz wissen um Anattā nur schämen, dass ich auch mal so war, er hält mir ja nur den Spiegel vor, weiter haben wir nichts miteinander zu tun. Auch seine enorme Faulheit und Unbelehrbarkeit zeigen mir deutlich auf, wo ich noch Handlungsbedarf habe. Im besten Fall erkenne ich diese Eigenschaften bei ihm, weil ich sie einmal hatte (aber das ist wohl reines Wunschdenken hahahaha).

Seit zwei Wochen kann ich Geistesruhe und Geistesgegenwart sehr hoch halten, auch wenn wir auf Almosenrunde gehen oder wir zusammen sitzen und uns austauschen. Meine konsequente, ja schon fast sture Anhaftung an meinem Weg, zeigen endlich Früchte. Leider bin ich noch nicht so weit, als dass mich die Geistesruhe erfasst, sobald ich mich hinsetze. Ich muss da immer noch aktiv handeln, damit sie sich zu mir begibt. Deshalb ist es für mich absolut prioritär, dass sie möglichst hoch bleibt und an Stabilität gewinnt. Ich hoffe ihr versteht was ich meine, ansonsten bin ich gerne bereit, ein wenig ausführlicher zu werden.

Möge Euch die Geistesruhe heimsuchen, wann immer ihr danach begehrt!

Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Dhammañāṇa on July 23, 2014, 02:20:03 PM
kennt der werte bhante die kurze kommunikation zwischen einemschueler und ajahn chah.
c... wie war die meditation.
s... grossartig
c... ...

findet sich in a still forest pool wenn ich mich recht erinnere.

mudita undo moege der ehrenwerte bhante das sichere verwirklichen.
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Chantasaro on July 30, 2014, 06:31:25 AM
Ehrwürdiger Johann

Das Buch habe ich gelesen, die kurze Kommunikation ist mir aber nicht geläufig.

Im Moment gerade habe ich mich von allen Büchern, ja sogar vom Palikanon abgewendet. Mir sind da zu viele Dinge drin, die ich anders erkannt habe. Leider bewahrheitet sich meine Befürchtung, dass durch die Übersetzungen von Pali in Englisch und Deutsch, oder von Pali in Englisch und dann in Deutsch, oder von Pali in Thailändisch, dann in Englisch und dann in Deutsch, einige sehr wertvolle Dinge verloren gegangen sind.

Zudem ist Deutsch nicht die Sprache, in der sich der Dhamma entfalten und zeigen kann. Wie in Thailand eine Sprache des Klosterthailändisch entstanden ist, müsste es im Deutsch aus geschehen. Hier in Thailand hatten alle das Glück, dass die Könige und später zusätzlich der Staat das Patronat übernommen haben und so sehr viele detaillierte Dinge entstanden sind. Sowas ist im deutschsprachigen Raum nicht durchführbar.

Wenn ich etwas lese, dann nehme ich es als reine Inspiration, dieses Dhamma in mir zu finden, oder eben nicht zu finden. Und seit ich das konsequent so mache, habe ich einige "falsche" Dinge aufgedeckt, was mich bestärkt, weiterhin in dieser Richtung zu praktizieren. Bei wirklich wichtigen Dingen wie dem Vinaya, mache ich im Moment keine Kompromisse. Da nehme ich mir aber die Zeit, die Paliversion zu lesen und zu versuchen, eigene Übersetzungen anzufertigen. Das bringt mir viel mehr.

Gerade beim Vinaya merke ich, dass sich Original und Übersetzungen manchmal unterscheiden. Die Übersetzer haben sich auf eine mögliche Übersetzung festgelegt und dabei sind die anderen möglichen Deutungen fallen gelassen worden.
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Dhammañāṇa on July 31, 2014, 10:35:52 AM
Heisst das (ich habe mich von allen Büchern abgewendet), dass Sie nun ihre eigenen Interpretationen entwickeln wollen? Ich nehme an, mit abgewendet meinen sie nicht physisch (was übrigens an gewissen Punkten wirklich gut und empfehlenswert ist, Ajahn Chah nannte es in den Krieg ziehen, wenn ich mich recht erinnere), oder haben Sie die grossartige Gelegenheit auf gesprochenes Pali zurückzugreifen?

Vielleicht finde ich die kurze Kommunikation, ich glaube sie war mit Ajahn Sumedo der sich über seine angenehme Meditationssitzung erfreut ausdrückte.

Die Worte über die Übersetzungen kommen mir bekannt vor.  :) Sannja khanda ist ein wunderbarer Trieb im fünferringelspiel.
Title: Re: Heutige Praxis
Post by: Chantasaro on July 31, 2014, 12:13:23 PM
Heisst das (ich habe mich von allen Büchern abgewendet), dass Sie nun ihre eigenen Interpretationen entwickeln wollen?

Nein, das heisst, dass ich den Dhamma in mir finde und zwar ohne jegliche sprachliche Veränderung und Interpretation. Und es heisst, dass ich nicht mehr die Bücher als in Stein gemeisselte Worte des erhabenen Buddha ansehe. Da sind zu viele "Fehler" drin und dann besteht ja immer die Gefahr, dass ich den Text nicht im Sinne des Dhammas verstehe, sondern nur so, wie ich ihn verstehe. Folglich ist so ein Text nur ein Text und bleibt solange nur ein Text, bis ich den Inhalt verwirklicht habe. Erst ab diesem Zeitpunkt  wird der Text etwas besonderes.

Ich habe ja schon ein paar Mal darauf hingewiesen, dass auf die Texte keinen verlass ist, solange man sie nicht überprüft hat. Wenn wir alleine das Wort Dukkha als suffering und als Leiden übersetzt anschauen, dann werden wir die erste edle Wahrheit nie verstehen. Solche Übersetzungsprobleme ziehen sich durch den ganzen Palikanon (inkl. Vinaya).

Darum hänge ich nicht an Bücher und Texten, darauf ist kein Verlass. Hängen tu ich am Buddho, am Atem und am Körper als Meditationsobjekte und an Sīla, an Paññā und an Samādhi als Gehhilfen. Das ist der Weg, der zu Einsicht führt.