Gestern bin ich über diesen Artikel auf "
Säkularer Buddhismus " gestoßen und hatte versucht eine Diskussion anzuregen. Vielleicht für den einen oder anderen von Interesse:
Bodhisattva-Gelübde 2.0
Stephen Batchelor spricht gern von Buddhismus 2.0, den es zu entwickeln gelte [1]. Für ihn besteht der Hauptunterschied zu Buddhismus 1.0 darin, dass dieser auf Glaubenssätzen basiere, Buddhismus 2.0 dagegen auf Praxis. Dementsprechend seien die “Vier Edlen Wahrheiten” nicht als Dogmen zu verstehen, sondern als Anregungen zum Handeln [2].
In diesem Geist haben wir versucht, die altehrwürdigen Bodhisattva-Gelübde schlicht und alltagstauglich für unser Leben im 21. Jahrhundert neu zu formulieren, in einer Weise, die nicht mutlos macht angesichts der eigenen Unzulänglichkeit. Der Vortrag von Martine Batchelor, der im vorigen Beitrag vorgestellt wurde, war dabei anregend, vor allem ihre Hinweise, dass wir nicht alles an dem Text wortwörtlich nehmen, sondern ihn als Hilfe verstehen sollten, Offenheit und Mitgefühl in uns wach zu rufen.
Woran wir uns halten wollen
Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich bin mit allen verbunden
Gier, Hass und Verblendung entstehen unaufhörlich; ich will sie überwinden
Die Tore der Lehre sind zahllos; ich will sie kennenlernen
Der Weg des Buddha ist heilsam; ich will ihn erschließen
Und wenn du neugierig bist, was Bodhisattvas sonst noch tun, nimm dir drei Minuten Zeit für dieses Video: www.youtube.com/watch?v=GUmCd_T5aM0
Evamaria
1 etwa in einem Artikel in “Buddhismus aktuell”, 2/2013 ↩
2 s. die Seite “Was ist säkularer Buddhismus?” auf dieser Website ↩
Werte Evamaria,
gerade mit den Wurzelgelübten und dem Verbreiten von so manchen Dingen hier kann ich mir nicht vorstellen, wie an das ohne viel Phantasie zusammen bringt. Wenn ich bedenke, wie viel diese “Bewegung” der Sangha regelrecht raubt, sieht es wirklich schlecht aus mit dem Bodhisattva-Weg.
Diese würde ich mir ganz im Speziellen überlegen:
(5) Gaben an sich zu nehmen, die für das dreifache Juwel bestimmt sind
(8 ) Eine der fünf unmittelbar ins Elend führenden Taten begehen
(9) Eine verzerrte, antagonistische Sichtweise vertreten
(11) Leerheit Personen lehren, deren Geist ungeübt ist
(16) Etwas, das dem dreifachen Juwel gestohlen wurde, anzunehmen
Klar, daß man die umschreiben will. Aber es nun mal so, daß sich Dhamma durch umschreiben und nette Ideen nicht ändert. Wäre ja schön, wenn wir uns etwas ausdenken, und das würde uns dann aus dem Schneider bringen. Auf Ursache folgt immer Wirkung und das folgt keiner Reform.
Und das die Tore zahllos sind, ist natürlich auch nur ein netter Glaube, hat aber wenig mit dem Dhamma zu tun:
“Uttiya, suppose that there were a royal frontier fortress with strong ramparts, strong walls & arches, and a single gate. In it would be a wise, competent, & knowledgeable gatekeeper to keep out those he didn’t know and to let in those he did. Patrolling the path around the city, he wouldn’t see a crack or an opening in the walls big enough for even a cat to slip through. Although he wouldn’t know that ‘So-and-so many creatures enter or leave the city,’ he would know this: ‘Whatever large creatures enter or leave the city all enter or leave it through this gate.’
“In the same way, the Tathagata isn’t concerned with whether all the cosmos or half of it or a third of it will be led to release by means of that [Dhamma]. But he does know this: ‘All those who have been led, are being led, or will be led [to release] from the cosmos have done so, are doing so, or will do so after having abandoned the five hindrances — those defilements of awareness that weaken discernment — having well-established[1] their minds in the four frames of reference, and having developed, as they have come to be, the seven factors for Awakening. When you asked the Blessed One this question, you had already asked it in another way.[2] That’s why he didn’t respond.”
AN 10.95
Und ob das Gelübte und dann eine lungernde unachtsame Person gut zusammenpassen… na Buddha wäre aus Gotama keiner geworden… appamada !
Von den einen wird der Bodhisattva-Weg, oder das perfektionieren der Tugenden als erhabenerer Weg angesehen, von den anderen als die Vorübung, um die Paramis so weit zu entwickeln, daß der Gang auf dem Achtfachen Pfad überhaupt möglich ist.
Der Bodhisattvaweg als ein Weg zum Verbrauchen aller Verdienste und zum Ausleben aller erarbeiteten Möglichkeiten für ein langes Verweilen in Samsara, ist eine neue Erscheinung. Mara hätte seine Freude über so viel Kreativität in seinem Sinne.
Susan beware of the devil