Dhammafreunde,
Zwar ist es so, daß kaum Bitten hier zu Lande nachgekommen wird, kaum Einladungen angenommen werden und das Thema Zuvorkommenheit in diesem Blickwinkel ja mehr als außerirdisch erscheinen muß, dennoch ist es gut immer wieder dieses Thema in einer selbstherrlichen "Selbstverständlichkeitswelt", wie sie an den meisten Orten gegenwärtig ist, ob nun am Frühstückstisch in der Familie, oder an Zahltag in der Firma, immer wieder anzusprechen.
Und ich denke das dieses Thema gerade im Westen viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, da Industrie und anonyme Systeme (Eltern, Gemeinde, Staat, Gemeinschaften) die Rolle der Zuvorkommenheit mit einer als selbstverständlich erscheinenden Präsenz übernommen haben. Eine Präsenz die bin in wenigen Tagen gut und gerne aufgelöst sein könnte
Zuvorkommenheit wird oft bei "modernen" Menschen als unangenehm, wenn bedient damit, und entwürdigend, wenn selbst gemacht, empfunden, aber in Wahrheit verhält es sich genau umgekehrt.
Vielleicht nehmen wird die allgemein übliche Haltung von "modernen" Dhammalehrern her und vergleichen Sie mit den Lehrern aus dem Kanon.
Viele wissensreiche Lehrer, Lehrer mit großen Errungenschaften hegen oft den Gedanken "Wenn jemand will, dann kann er ja kommen." Wenn wir uns jedoch die Geschichten und Abläufe in den Suttas ansehen, werden wir derlei Haltung nicht finden.
Was wir finden sind Personen, die auf Anfrage, manchmal aufgrund einer "Ahnung" viele Kilometer, für Tagen und Wochen gewandert sind (nicht sich haben mit Fahrzeugen abholen lassen um auf angesagten Veranstaltungen oder interessanten Plätzen zu erscheinen) um den vielleicht auch nur einen Funken rechter Sichtweise für eine einzelne Person unterstützen zu können.
Wir finden so gut wie keinerlei organisierte und geplante Veranstaltungen (neben den Uposatha-Veranstaltungen der Sangha und der Laien) und wenn wir so etwas finden, dann eher in einer Form wie in den Suttas, wo Buddha den Besuch einer bunten Schar von Verehrern ablehnt.
Was wir jedoch immer wieder finden, ist das sich die Gemeinschaft der Sangha (Mönche wie auch Laien) stets um alle gekümmert haben, mit denen Sie dort oder da in Kontakt waren, stets bereit behilflich zu sein, stets bereit Zeit und Mühen aufzugeben.
Nicht immer, ja sogar selten, war es so, daß die eine oder andere einzelne Unternehmung, jemanden aufzuwarten, gleich zu einen bleibenden Erfolg für den Aufgewarteten führte. Stets war es jedoch ein Erfolg dessen, der solch Unternehmungen unternommen hat.
Der heilsame Akt der Zuvorkommenheit beansprucht keinen unmittelbaren Erfolg. Würde die Handlung aus Zuvorkommenheit (zuvor kommen, daß jemand keinen Mühen ausgesetzt ist, die man tragen könnte) mit bestimmten Erwartungen, ja gar aus gewissen Spekulationen passieren, wäre dies keine Verdienstvolle Handlung, sondern nur eine bedachte "Vorinvestition".
Wenn wir Angst vor Verlust haben, haben wir wenig Gefallen zuvorkommend zu sein. Wir könnten Zeit, Geld ja sogar Ansehen verlieren, wenn wir zuvorkommend handeln, und so warten wir lieber den einen oder anderen sicheren Deal ab.
Seit geraumer Zeit hat sich aus diesem Drängen nach Sicherheit auch das war wir heute unter Schulsystemen kennen entwickelt. Zwar ist dies eine sehr effiziente Methode um Dinge (Wissen als Besitztum) für viele zu erlangen, jedoch gehen zwei Dinge damit Verloren. Das eine ist Großzügigkeit und das andere ist Dankbarkeit. Da keine der beiden Dinge gelebt werden, werden diese Dinge auch nicht mehr nachgeahmt, nicht mehr bekannt, werden sie fremd, fremd, wirken sie für die meisten sogar bedrohlich. Ein Teufelkreislauf der nur für immer weniger zu Verlassen ist und auf der anderen Seite wirkt der Kreislauf der Verbindlichkeiten, die man sich auch in "nüchternen" Systemen unweigerlich schafft unterschwellig in einer Art, die man dann nicht mehr zu erkennen vermag. Eine Bindung, die so stark und undurchsichtig ist, daß man Sie kaum mehr auflösen kann, da man dessen Verwirrung nicht mehr versteht.
Leute die lange in solchen Systemen leben, sich gewisse anonyme Systeme, die auf "Wer will kann nehmen" oder "wer vergütet bekommt" empfinden Zuvorkommenkeit als störend, als Gefahr in Abhängigkeit zu geraten, vielleicht die Schuld nicht zurückzahlen zu können, dabei ist es aber genau dieses Element, daß ganze Abläufe umkehren kann, besonders dann, wenn man die Vorzüge darin erkennt.
Die modernen Systeme der unterschwelligen Verwicklung bewegen sich mit rasender Geschwindigkeit von den Grundlagen der rechten Ansicht weg und sind darauf ausgerichtet Märkte zu erzeugen, zu bedienen, Bhavana (Erzeugen) im Sinne von Verstrickung und regen in keinster Weise zu Bhavana im Sinne von Ent-wicklung an. Der Wille zur Entwicklung, das Bestreben des Entkommens kommt nur dann auf, wenn man den Kreislauf der Abhängigkeiten erkennt, der Wille zur Entwicklung, das Bestreben des Entkommens kommt nicht auf, wenn man den Kreislauf der Abhängigkeiten negiert.
Gedanken wie "Jeder kann wenn er will", "Wenn er braucht dann kann er ja dort", "Das kann jeder", "Das gibt es dort besser oder einfacher" sind keine Gedanken, die förderlich für das Lernen der Grundlegenden Aspekte von Rechter Sichtweise sind. Sie basieren gänzlich auf Spekulation, auf Überheblichkeit, auf Denkmodelle, die man zur Wirklichkeit machen möchte und wenn wir dann auch noch einen Schritt weiter gehen und uns erinnern, das es auch rechtschaffende Leute gibt, müssen wir uns fürchten, daß wie eventuelle jemanden der nicht nimmt was nicht gegeben ist oder gar jemanden, der kaum Bitten würde, etwas abschlagen, was wir gut und gerne hätten teilen und geben können.
Auch wenn es sein mag, daß es vielleicht unerwünscht sein mag, so wird die zuvorkommende Handlung von einem selbst kaum dadurch geschmälert, wenn da einer vielleicht mit Worten wie "gib mir nichts, solange ich nicht darum gebeten und es erlaubt habe" oder "ich habe nicht dazu eingeladen" (die man heute gut und gerne auch von "Bettlern" hört), so lange man nicht mit gewissen unheilsamen Erwartungen sich zu Zuvorkommenheit entschlossen hat.
Sicherlich kann es sein, wenn man als Bettler einem stolzen Reichen 20 cent entgegenreicht, weil man sieht, daß er nur damit glücklich sein kann, dieser erbost reagiert. Aber es ist in seinem Rahmen, ob er diese Handlung als Akt der Weisheit und des Mitgefühls oder Akt der Dummheit, Akt der Gefälligkeit, Akt der Provokation oder Akt der Angst sieht.
Freunde, seid nicht geizig, nicht unaufmerksam, nicht in Annahmen verstrickt, spielt nicht Gedankenleser solange man die eigenen Gedanken noch nicht erkennt, nehmt nicht an, daß es anderen so gut geht, wie es euch vielleicht gerade geht. Die Dinge ändern sich schneller als man denkt.
Kommt Mara in jeder Handlung zuvor.
Ich habe hier ganz bewußt nur einen Bereich, den höchsten Bereich des Gebens, Dhamma, herausgenommen. Da sind unzählige Aspekte im täglichen Leben, die Gelegenheit zum Dienen und Geben tragen, die vielleicht gut im weiteren Verlauf hier angebracht wären. "Ich hoffe ich bin da niemanden Zuvorgekommen", wäre ein Gedanke der da vielleicht aufkommen könnte.