Eines meiner Prinzipien, die ich in meiner Persönlichkeitsschulung seit meiner Jugend einsetze ist, dass ich mich selbst immer als Anfänger bezeichne. Nun kann diese Ansicht ja auch dünkelhaft sein. War es für mich aber nie. Ich ging halt intuitiv davon aus, dass ich immer von vorne anfange und so ein Wachstum überhaupt erst möglich ist.
Seit ein paar Tagen widme ich mich wiedermal dem Thema Kamma und Vipāka. Und wie immer, habe ich als Anfänger von vorne begonnen, mir selbst erklärt, was das überhaupt ist, wie und wo und warum. Ihr kennt das, Stichwort Yoniso Manasikāra. Heute nach der Arbeit hatte ich das Bedürfnis, eine Drittmeinung einzuholen. Sofort dachte ich an Tan Ajahn Jayasaro. Deshalb habe ich einen seiner Youtubevideos zum Thema Kamma gestartet und was sagt er:
"Hege nie die Ansicht, Du seist ein Experte."

Diese Aussage hat mich sehr gefreut.
Das von vorne Anfangen scheint mir auch eine wichtige Grundeinstellung in der buddhistischen Praxis zu sein. Zum Beispiel wenn ich formell im Sitzen meditiere. Ich gehe dann immer mit Achtsamkeit vom Scheitel bis zur Sohle durch meinen Körper und entspanne sämtliche Partien. Wenn ein Muskel schon entspannt ist, dann spanne ich ihn kurz und lasse los.
Zurück zu Kamma und Vipāka. Wir Westler scheinen mit dieser Teillehre unsere liebe Mühe zu haben. Das geht sogar soweit, dass einige Dhammalehrer

, davon nicht wissen wollen. Die Ausrede ist dann immer, dass man Kamma und Vipāka nicht überprüfen kann.
Ohhhh, das sehe ich anders, ganz anders sogar. Für mich ist es
die Teillehre, die am einfachsten zu überprüfen ist. Vielleicht darum, weil ich als Psychologe halt diesen Weg wähle und sofort nach Kamma meine Geistes- und Gemütsverfassung (Vipāka) untersuchen kann. Es ergibt sich immer das selbe Ergebnis, unheilsames Kamma lässt mein Gemüt in einen der niederen Daseinsbereiche wiedergeboren werden, heilsames Kamma zeigt sich als himmlische Gemütsverfassung.
Gerade bei den zwei angesprochenen Themen (Kamma und Wiedergeburt) brauche ich nicht auf mein nächstes Leben zu warten, das kann ich im Hier&Jetzt wunderbar überprüfen. Nehme ich dann noch Anattā und Paticca-Samuppāda dazu, habe ich (fast) alles, was die ganze Lehre ausmacht.